In Unwürde altern

Ich erkläre jetzt mal, warum das nicht funktioniert mit dem Fettness im Fettness-Center. Seit meinem Geburtstag war ich sogar schon drei mal dort. Aber ich wollte ja die totale Fettness, also auch mit dem Fahrrad zum Fettness-Center fahren. Doch Radfahren hat was Entwürdigendes. Nicht das Fahren an sich, sondern das Parken des Fahrrads mit zwei Schlössern, die man um Vorder- und Hinterrad wickeln muss, damit man sie dann an einen festen Gegenstand, am besten eine Stange, binden kann. Die doofen Diebe stehlen nämlich sonst alles. Man sollte auch darauf achten, dass die Stange fest verankert ist, sonst stehlen die doofen Diebe die Stange gleich mit.

Das heißt für würdige Menschen wie mich endlose Würdelosigkeit: Es fängt an mit der Suche nach einer geeigneten Stange. Manchmal ist die aber so weit entfernt vom Ziel, dass ich das Ziel besser gleich zu Fuß erreicht hätte. Hat man die Stange gefunden, kämpft man sogleich mit anderen Stange-Suchenden um die paar Zentimeter Stangenplatz für das Schloss. Selbst im heimigen Hinterhof ist das eine Tortur. Man steht mit Pumps, deren Absätze in der nassen Erde versinken, neben einem Fahrradaufbewahrungs-Hort und versucht mit möglichst eleganter Haltung die blöden Schlösser durch das Vorderrad zu ziehen, neben dem jedoch zwei bis 5 andere Vorderräder ineinander verklemmt rumstehen. Es hilft also nichts, man bückt sich, man flucht, die Handtasche rutscht von der Schulter, und das dämliche Schloss ist noch immer nicht angebracht. Ich pfeiffe jetzt auf Sicherheit und parke das Rad freistehend, bringe die Schlösser an und hoffe, dass die doofen Diebe die Autos der Nachbarn knacken statt mein Rad mitzunehmen.

Radterror

White Trash

Gespräch mit dem Sohn der Freundin. Er hat bald Geburtstag, ich fragte nach seinen Wünschen.

Warum braucht der 13-jährige ein Smartphone für 400 Euro, wenn das Taschengeld nicht einmal für die Telefonate und SMS ausreicht, geschweige denn für das unsinnige Downloaden von Gigabytes an Videos von Justin Bieber. Mit 11 hatte er schon das erste iPhone. Der Junge besitzt mehr iPods als mein gesamter Haushalt. Ein Tablet hat er auch, wahrscheinlich  sein drittes. Und einen eigenen Fernseher. Den Gameboy hat er schon mit zehn weggeschleudert. Den elektronischen Hund, den er alle 2 Stunden virtuell füttern musste, hatte er da bereits vergessen. Jemand hat mal erzählt, dass man den Pöbel von heute an der Anzahl herumliegender elektronischer Gadgets erkennen kann. Ich frage mich inzwischen, ob das, was diese Person als Pöbel bezeichnete, heutzutage state of the art ist, während wir, also unser Haushalt, die Außenseiter sind. Ohne iPad und so.

Und wieso will dieses Kind mit kaum 14 auf einmal Bier trinken?

Moment..., das Telefon klingelt. Ah, der Exgatte will mit mir sprechen. Ich erzähle von meiner Not mit der Jugend von heute. Sanft weist er mich darauf hin, dass mir meine jugendliche Alkoholabstinenz (bis 18!) auch nix gebracht hat. Ok, touchée, aber mein Umgang mit Smartphones sei durchaus vernünftig, werfe ich ein. Egal, wir verabreden uns zur Sektprobe für seine anstehende große Feier.

Doch mir will es nicht aus dem Kopf: Warum können die jungen Leute von heute sich nicht an den schönen, kleinen Dingen erfreuen, so wie wir es damals taten? Bücher, mein Gott, was habe ich gespart für meine erste LP...

Plötzlich spricht die Stimme von Johnny Thunders zu mir und ich fange an zu begreifen…

 

 

Zusammen

Seit Jahren fragen mich Freunde, warum ich immer mit Männern, oft auch Ehemännern, in einer Wohnung lebe. Ob ich nicht allein leben könne. Nun, es ist nicht so, dass ich mit 20 mal nachts aufwachte, feststellte, dass ich allein bin und mich vor Geistern ängstige, um am nächsten Morgen eine Kontaktanzeige "Suche Mann zum Schutz - kann nicht allein sein" aufgab. Eher war es so, dass immer jemand da war, und dann war man irgendwann zusammen.

Und dann kam er, der Mann ohne Sinn für Orthographie, und blieb. Mit seinem Kiefernholzregal.  Das Zusammenleben hat jedenfalls Vorteile: Man kann bei brütender Hitze die Wohnung umgestalten, zusammen Kommoden in andere Räume tragen, und dabei oben ohne herumlaufen. Nachteil: Man darf die Wohnung nicht so oft umgestalten, wie man das gern würde.

Konklusion: Das Zusammenleben ist wie das Alleinsein: Manchmal räumt man die Wohnung um, manchmal ist man nackt, manchmal sauer, oft auch zufrieden. Und wenn es richtig gut ist, geht man sich und anderen dabei nicht auf die Nerven!

 

Was mich interessiert, ist, wie es anderen geht: Ist es mit zunehmendem Alter schöner allein? Oder ist das total egal?

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